Chatkontrolle in der Tagesschau

Begonnen von Kopinski, 05.12.2023, 14:56

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

Kopinski

Ich weiss nit wie es Euch geht. IMHO ist die Autorin der Meinung, dass endlich was getan werden müsste und alle bremsen.
Die Zitate von Breyer sind irgendwie nichtssagend, zu komplex für normale Hörer oder Leser.
Oder seh ichs falsch, etwa?
https://www.tagesschau.de/ausland/europa/eu-innenminister-schutz-minderjaehriger-100.html

Bit

#1
Zitat von: Kopinski am 05.12.2023, 14:56IMHO ist die Autorin der Meinung
Nicht relevant: die Autorin ist ARD-Korrespondentin, mithin Journalist und als solcher neutral zu werten.
Wenn ein Journalist seine Meinung verbreiten möchte, ist das als Kommentar zu markieren, was hier nicht der Fall ist.

Zitat von: Kopinski am 05.12.2023, 14:56Die Zitate von Breyer sind irgendwie nichtssagend, zu komplex für normale Hörer oder Leser.
Findest Du?

Zitat von: tagesschauDas Parlament immerhin habe seine Position gefunden: gegen die Chatkontrolle, aber für alternative Vorschläge, argumentiert der Europaabgeordneten der Piratenpartei, Patrick Breyer. "Eine wirklich wirksame Schutzmaßnahme, die auch vor Gericht Bestand hätte, wären Vorgaben zur sicheren Gestaltung von Internetdiensten. Um der sexuellen motivierten Ansprache von Minderjährigen im Netz vorzubeugen: Nur auf Wunsch des Nutzers sollte dieser öffentlich sichtbar und ansprechbar sein. Vor dem Verschicken von Kontaktdaten oder gar von Nacktbildern sollte aufgeklärt und rückgefragt werden durch die App."
• PB berichtet: Das Parlament wartet auf weitere Vorschläge, die Diskussion bleibt offen.
• PB schlägt vor: "Vorgaben zur sicheren Gestaltung von Internetdiensten". Diese seien eine wirklich wirksame Schutzmaßnahme, die auch vor Gericht Bestand hätte.
• PB schlägt vor: Nutzer sollten nur auf eigenen Wunsch öffentlich sichtbar sein.
• PB schlägt vor: Vor dem Senden sollte eine Aufklärung mit zusätzlicher Bestätigung erfolgen.

Ich denke, er meint zum Beispiel ein PopUp, ähnlich wie "Wollen sie wirklich unwiderruflich löschen? Ja/Nein"

Zitat von: tagesschauDagegen klagte der Europaabgeordnete Breyer bereits[:]Diese freiwillige Chatkontrolle leiste nämlich keinen nennenswerten Beitrag zur Überführung von Missbrauchstätern. "Sondern sie kriminalisiert Tausende von Minderjährigen, sie überlastet Strafverfolger und öffnet einer willkürlichen Privatjustiz der Internetkonzerne Tür und Tor", so der Abgeordnete.
• PB klagt: Die freiwillige Chatkontrolle nützt nichts.
• PB klagt: Tausende Minderjährige würden kriminalisiert.
• PB klagt: Strafverfolger würden überlastet.
• PB klagt: Internetkonzerne könnten Privatjustiz üben.

Zitat von: Kopinski am 05.12.2023, 14:56Oder seh ichs falsch, etwa?
Du berichtest hier über Deine Meinung und nur Du kannst sagen, ob das richtig oder falsch ist.
Ich für meinen Teil fand es etwas unübersichtlich formuliert, aber ich konnte es noch verstehen.
Was ein "normaler" Hörer oder Leser ist, respektive, wozu er fähig ist, wage ich nicht zu beurteilen.

PS: Hervorhebungen jeweils von mir

Kopinski

Danke, ja, bezog mich auf diesen Teil speziell:
ZitatDas Parlament immerhin habe seine Position gefunden: gegen die Chatkontrolle, aber für alternative Vorschläge, argumentiert der Europaabgeordneten der Piratenpartei, Patrick Breyer. "Eine wirklich wirksame Schutzmaßnahme, die auch vor Gericht Bestand hätte, wären Vorgaben zur sicheren Gestaltung von Internetdiensten. Um der sexuellen motivierten Ansprache von Minderjährigen im Netz vorzubeugen: Nur auf Wunsch des Nutzers sollte dieser öffentlich sichtbar und ansprechbar sein. Vor dem Verschicken von Kontaktdaten oder gar von Nacktbildern sollte aufgeklärt und rückgefragt werden durch die App."

Was ich vermisste:
https://netzpolitik.org/2023/politisches-mikrotargeting-eu-kommission-schaltet-irrefuehrende-werbung-fuer-chatkontrolle-auf-x/

https://netzpolitik.org/2023/anlasslose-massenueberwachung-recherchen-decken-netzwerk-der-chatkontrolle-lobby-auf/

Habe ihr dazu einmal eine E-Post geschickt.

clooney

Zitat von: Bit am 05.12.2023, 21:04
Zitat von: Kopinski am 05.12.2023, 14:56IMHO ist die Autorin der Meinung
Nicht relevant: die Autorin ist ARD-Korrespondentin, mithin Journalist und als solcher neutral zu werten.
Wenn ein Journalist seine Meinung verbreiten möchte, ist das als Kommentar zu markieren, was hier nicht der Fall ist.

Da hast du völlig Recht, lieber Bit. Allein: Die Unterscheidung Journalistischer Darstellungsformen wird in der Praxis immer mehr aufgeweicht, zu Gunsten eines journalistischen Aktivismus. Zugegeben ist dieses hier kein Paradebeispiel und hält sich für mich noch im Rahmen. Was aber deutlich zu Tage tritt, ist die Fokussierung auf die Gleichung 'Problem:Kindesmissbrauch=Lösung:Chatkontrolle'. Und das ist die Tonalität, die beim unbedarften Hörer hängen bleibt. Im schlimmsten Fall mit dem Ergebnis, das Datenschutz etwas böses und bürokratisches ist (Dass dem nicht so ist, wenn er richtig implementiert wird, wissen HIER alle).
Man hätte das Thema auch datenschutzrechtlich fokussieren und gleichzeitig kritisch hinterfragen können, ob eine Chatkontrolle tatsächlich das geeignete Mittel ist.
Keine Termine. Und leicht Einen sitzen.

Kopinski

Danke, Clooney.
Zitat'Problem:Kindesmissbrauch=Lösung:Chatkontrolle'
Das kam auch bei mir so an. Und es wurden zwar auch Gegenmeinungen mit reingenommen, nur ist das erste Zitat von Breyer wirklich sehr technisch und abstrakt. Das würde nochmal den Punkt unterschtreichen, Datenschutz bremst und machts kompliziert.
Da hat Breyer ja wirklich bessere Zitate am Start.

Und mit journalistischem Aktivismus stimme ich Dir auch zu. Auch wenn ich z.B. taz oder netzpolitik schätze, trifft man dort oft drauf, ohne dass es Kommentar heisst.

Bit

#5
Zitat von: Kopinski am 06.12.2023, 10:47Danke, Clooney

Okay Kopinski, wenn Du eine inhaltliche Bewertung möchtest, dann mal mein Senf in der Sache.

Zitat• PB berichtet: Das Parlament wartet auf weitere Vorschläge, die Diskussion bleibt offen.
Das ist doch sehr positiv und wir dürfen gespannt sein, was hoch kommt.

Zitat• PB schlägt vor: "Vorgaben zur sicheren Gestaltung von Internetdiensten". Diese seien eine wirklich wirksame Schutzmaßnahme, die auch vor Gericht Bestand hätte.
Das scheint mir international illusorisch, von Europa aus zu regeln. Aber man kann es anregen, ja sicher.

Zitat• PB schlägt vor: Nutzer sollten nur auf eigenen Wunsch öffentlich sichtbar sein.
Das hielt ich immer für selbstverständlich und das war ja, was FB am Anfang so besonders verrucht machte.
Das sollte wirklich über die ICANN weltweit vorgegeben werden.

Zitat• PB schlägt vor: Vor dem Senden sollte eine Aufklärung mit zusätzlicher Bestätigung erfolgen.
Ich denke, er meint zum Beispiel ein PopUp, ähnlich wie "Wollen sie wirklich unwiderruflich löschen? Ja/Nein" und halte das für eine gute Idee.

Zitat• PB klagt: Die freiwillige Chatkontrolle nützt nichts.
Das mag sein. Die Plattformen wollen vor allem Umsatz – Inhalte sind ihnen eigentlich egal, solange sie den Umsatz nicht beeinträchtigen.

Zitat• PB klagt: Tausende Minderjährige würden kriminalisiert.
Nun, das ganze Thema ist – moralisch betrachtet – nicht auf einen Nenner zu bringen. Zumal sich die Moral auch im Laufe der Zeit verändert.

Zitat• PB klagt: Strafverfolger würden überlastet.
Nö, die machen auch nur was sie können und sind froh, daß sie Arbeit haben.
Es würde teurer für den Staat, wenn mehr Strafverfolger eingestellt werden müssten, aber das entwickelt sich auch erst und bliebe abzuwarten.
Gerade Minderjährige kann man durch schulische Aufklärung statt Strafverfolgung (ohnehin Strafunmündiger) viel günstiger abfangen, statt ihnen zu erzählen, daß Geschlechter beliebig seien.  ::)

Zitat• PB klagt: Internetkonzerne könnten Privatjustiz üben.
Das ist ein anderes Thema: Hausrecht kann zu "Zensur" führen, was es schon immer gibt und geben wird, und das zu dem hier besprochenen Thema keinen besonderen Bezug hat.